Mehr miteinander statt nebeneinander

Nachdem Ende Februar bei einem Workshop in der Kulturmühle Parchim bereits über eine bessere Vernetzung und mehr Sichtbarkeit der Kulturszene in der LEADER-Region Warnow-Elde diskutiert wurde, ging es beim zweiten Workshop der Reihe um Kulturveranstaltungen und -festivals, die gestärkt und ausgebaut werden sollen.

Bericht in „Unser Landkreisbote“ – Juli 2024: HIER

Im Zentrum für zirkuläre Kunst in Lübz trafen sich dafür am 11. April 2024 über 20 Akteur*innen der Branche mit Vertreter*innen aus Verwaltung und Kommunalpolitik auf Einladung der LEADER-Aktionsgruppe, um einen weiteren Schritt in Richtung Umsetzung des LEADER-Leitprojekts „KulturLand Warnow-Elde“ zu machen. Zunächst ging es um Kulturveranstaltungen, die zukünftig intensiver gemeinsam gestaltet und dadurch erhalten und weiterentwickelt werden können. Als wichtiges Beispiel stellte Wolfang Vogt die LUPINALE vor. Seit 2021 ist dieses von ihm entwickelte Ausstellungsformat für die Präsentation von zeitgenössischer Kunst an mehreren Orten in der Region etabliert und freut sich wachsender Aufmerksamkeit. Die Idee dazu entstand aus einem Impuls der Metropolregion heraus und greift den Wunsch auf, mit einem umfangreichen Kunstprogramm Großstädter für ein paar Tage in die Region zu locken. Dafür wurden zunächst Orte gewählt, die ohnehin bereits viel Publikum haben, etwa die Festung Dömitz, die Burg in Neustadt-Glewe, Ludwigslust mit dem Schloss sowie Parchim mit der St. Marien-Kirche, der Galerie ebe und jetzt auch der Kulturmühle. In diesem Jahr kommen mit Lübz, Plau und Goldberg weitere Städte hinzu. Als Vorteil dieses offenen Beteiligungssystems an gemeinsamen Festivalaktivitäten nannte Wolfgang Vogt die Bündelung von Ressourcen, insbesondere beim Marketing, aber auch mehr Sichtbarkeit für die einzelnen Orte im Verbund. Wie sich auch einzelne Kulturschaffende mit ihrem Angebot in das Programm einbringen können, fragte Singer-Songwriterin Antje Medwed aus Crivitz. Wolfgang Vogt ermutigte die Künstlerin, dafür direkt Kontakt mit der jeweiligen Orga-Gruppe vor Ort aufzunehmen und mögliche Programmpunkte vorzuschlagen. So könne mit der LUPINALE in den Monaten Juni bis September für die gesamte Region ein saisonales Kulturhighlight zwischen den etablierten Kulturformaten Kunst offen an Pfingsten und Kunst heute im Oktober verstetigt werden. Wolfgang Vogt machte noch einmal die Relevanz und Wichtigkeit von Kunst und Kultur deutlich. Gerade in Krisenzeiten sei sie unerlässlich für neue Impulse und Perspektiven der Bevölkerung.

Michael Strecker von dem im Aufbau befindlichen RegioLaden in Lübz bekräftigte dies und appellierte dafür, bestehende Strukturen und Möglichkeiten zu nutzen. So sei auch die Idee des entstehenden Projekts „Kulturtauschbahnhöfe“ unbedingt unterstützenswert, um gegenseitig Kulturorte zu vernetzen, Künstler*innen sichtbarer zu machen und mehr öffentliche Aufmerksamkeit für Kulturveranstaltungen an verschiedenen Orten der Region zu schaffen. Auch sollen die verschiedenen Kulturformate mehr untereinander vernetzt sein, um z. B. Gäste direkt auf Folgeveranstaltungen hinweisen zu können. „Mehr miteinander statt nebeneinander“, warb Michael Strecker eindringlich. Und auch die Erreichbarkeit der Kulturorte im ländlichen Raum – Stichwort Mobilität – müsse immer mitgedacht werden.

Als weitere Veranstaltung in der Region stellte Steffi Eggert vom Amt Crivitz die Kreativmesse in Leezen vor, die im November bereits zum 7. Mal stattfindet und immer mehr Ausstellende und Besucher anlockt. 68 Aussteller*innen und 1000 Besucher*innen waren im Jahr 2023 vor Ort. Insbesondere Vereine und Hobbykünstler*innen werden angesprochen, die Messe als Ort des Austausches und zur Präsentation ihrer Produkte zu nutzen. Dadurch werde die Wertschätzung dafür gestärkt und die Sichtbarkeit der verschiedenen Angebote unterstützt.

Auch Fred Ruchhöft, Leiter des  Natur-Museums Goldberg, machte auf die Möglichkeit von Kooperationen mit Künstler*innen aufmerksam, z. B. im Rahmen von Veranstaltungen im Museum, etwa dem Museumsfest. Weitere Veranstaltungen in der Region wurden während des Workshops als potentielle Anknüpfungspunkte zusammengetragen, wie der Musiksommer in Plau, die Festspiele MV, der Amtsrock in Goldberg usw.

Synergien durch Kooperationen

Nach einer Stärkung am Kuchenbuffet, welches vom Mehrgenerationenhaus in Lübz bereitgestellt wurde, ging es im zweiten Workshopteil um das Kulturmanagement, welches im Rahmen des LEADER-Leitprojekts für die Region umgesetzt werden soll. Ähnlich wie zuvor in Parchim wurden von den Workshopteilnehmer*innen verschiedene wichtige Aufgaben zusammengetragen, etwa die Vernetzung der Kulturorte und Künstler*innen untereinander, Unterstützung bei Förderanträgen, Informationsaustausch und vor allem Erhöhung der Sichtbarkeit und Marketing. Außerdem erhoffen sich die Akteure durch eine solche Anlaufstelle eine bessere Koordination von Veranstaltungsterminen durch mehr Austausch und Vernetzung. Auch eine Art Projektbörse nach dem Schema Suche-Biete wurde als sinnvoll angesprochen.

Zu der Frage nach einer dauerhaften Finanzierung eines solchen Kulturmanagements nach Ende der LEADER-Finanzierung wurde ebenfalls diskutiert. Aus den Reihen des Kunst- und Kulturrats, der auch für die Webseite www.kultur-lup.de verantwortlich zeichnet, kam eindeutig das Signal, dass solche Arbeit auf Dauer nicht ehrenamtlich zu stemmen ist. LEADER könne eine gute Startfinanzierung bieten, es brauche aber ein tragfähiges Konzept für eine Fortführung nach der zweijährigen Förderphase. Die Workshopteilnehmer*innen waren sich einig, dass von Anfang an auf eine solche Verstetigung hingearbeitet werden müsse. Als sinnvoll wurde ein Austausch dazu mit den benachbarten LEADER-Aktionsgruppen erachtet, um langfristig solch ein Kulturmanagement übergreifend für den ganzen Landkreis zu etablieren.

Text und Fotos: Manuela Heberer

Wir bedanken uns beim Landkreis für die Unterstützung unserer Arbeit!